Streik für Neckermann-Sozialplan rückt näher
01.06.2012, 18:32 Uhr
Verdi
hat von Neckermann einen Tarifvertrag mit integriertem Sozialplan
gefordert. Bisher weigert sich Neckermann, Abfindungen zu zahlen oder
sich an Transfergesellschaften zu beteiligen. Tausende Stellen sind
bedroht. Frankfurt Der Kampf um die Jobs beim kriselnden Frankfurter Versandhändler Neckermann wird härter. Die Gewerkschaft Verdi verlangte am Freitag von dem Unternehmen einen Tarifvertrag, in dem ein künftiger Sozialplan und eine Beschäftigungsgesellschaft geregelt sind. Die Verhandlungen dazu sollten am kommenden Dienstag beginnen, erklärte Gewerkschaftssekretär Wolfgang Thurner.
Das vom US-Investor Sun Capital beherrschte
Handelsunternehmen will zum Jahresende 1380 von 2500 Stellen in
Frankfurt streichen. Das Management will gegen den Widerstand der
Belegschaft den Eigenhandel mit Textilien ebenso aufgeben wie das
Zentrallager in Frankfurt. Neckermann will künftig als reiner
Online-Versender mit den Schwerpunkten Technik und Möbel agieren.
Die Beschäftigten stünden vor einer Katastrophe, erklärte der Verdi-Fachbereichsleiter Handel, Bernhard Schiederig. Das Unternehmen habe in den bisherigen Gesprächen klargemacht, dass es den langjährig Beschäftigten keinen Euro Abfindung zahlen wolle, schilderte er die Lage. Neckermann wolle sich auch nicht an einer Transfergesellschaft für die Arbeitnehmer beteiligen.
Mit der Forderung nach einem Sozialtarifvertrag stellt Verdi die ersten Weichen für einen Streik. Die Gewerkschaft könnte nach einem Scheitern der Verhandlungen einen Arbeitskampf beginnen.
Die Beschäftigten stünden vor einer Katastrophe, erklärte der Verdi-Fachbereichsleiter Handel, Bernhard Schiederig. Das Unternehmen habe in den bisherigen Gesprächen klargemacht, dass es den langjährig Beschäftigten keinen Euro Abfindung zahlen wolle, schilderte er die Lage. Neckermann wolle sich auch nicht an einer Transfergesellschaft für die Arbeitnehmer beteiligen.
Mit der Forderung nach einem Sozialtarifvertrag stellt Verdi die ersten Weichen für einen Streik. Die Gewerkschaft könnte nach einem Scheitern der Verhandlungen einen Arbeitskampf beginnen.
Unfair vs. unanständig
AntwortenLöschen"Ich bedauere im Nachhinein sehr, dich der Quelle zugemutet zu haben ...", schrieb Quelle-Lenker Marc Sommer an seinen früheren Kollegen, den Neckermann-Chef Henning Koopmann.
Die E-Mail zeigt: Es herrscht Krieg zwischen den Versendern Quelle und Neckermann, zwei ehemaligen Schwesterfirmen unter dem Dach des Arcandor-Konzerns.
Marc Sommer (47) gilt gemeinhin als besonnen und ausgeglichen. Es muss einiges passieren, bis der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des insolventen Arcandor-Konzerns aus der Rolle fällt.
"Bei mir menschlich und beruflich disqualifiziert ...": Quelle-Lenker Sommer (r.) an seinen früheren Kollegen, den Neckermann-Chef Koopmann
Ende Juni war es so weit. "Das ist das Unanständigste, was ich in meiner beruflichen Laufbahn bisher erlebt habe", barst es aus Sommer heraus.
In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatte er gelesen, dass der Chef des Versandhauses Neckermann.de, Henning Koopmann (44), sich gegen einen staatlichen Massekredit für den zu Arcandor gehörenden insolventen Versender Quelle ausgesprochen hatte. Zitat: "Ich finde es unfair, wenn Quelle vom Staat unterstützt wird. Ein Staatskredit macht momentan vielleicht 8000 Arbeitsplätze bei Quelle sicherer, gleichzeitig macht er aber 72.000 Arbeitsplätze bei den anderen Versendern in Deutschland unsicherer."
Selbstverständlich kann man so denken wie Koopmann, und man darf es auch laut sagen. Vieles spricht gegen Staatshilfe für eine marode Firma.
Was den für Quelle zuständigen Arcandor-Vorstand Sommer in Rage brachte, war etwas anderes. Koopmann hatte bis zum Frühjahr bei Quelle gearbeitet, Sommer und er hatten den Versender geführt. Neckermann und Quelle waren einst Schwesterfirmen, Arcandor hält noch 49 Prozent an Neckermann.
Zudem war es Sommer selbst gewesen, der Koopmann einst zu Quelle geholt hatte, beide kannten sich aus gemeinsamen Bertelsmann-Zeiten. Und Sommer hatte sich kürzlich beim heutigen Neckermann-Mehrheitseigner, dem Finanzinvestor Sun Capital, für die Einstellung Koopmanns stark gemacht.
Zum Dank nun so etwas. Noch an jenem Sonntag, an dem der Artikel erschienen war, schrieb Sommer an Koopmann eine E-Mail, deren Diktion seine ganze Abscheu spüren lässt: "Henning, mit deinen Aussagen ... hast du dich sowohl bei deinen Tausenden ehemaligen Mitarbeitern als auch in der Branche, aber insbesondere bei mir menschlich und beruflich disqualifiziert.
Opportunismus, Charakterlosigkeit und Zynismus haben noch nie einen erfolgreichen Unternehmer ausgezeichnet. Ich bedauere im Nachhinein sehr, dich der Quelle zugemutet zu haben und deine Einstellung bei Neckermann.de positiv begleitet zu haben."
Es folgen düstere Andeutungen, auch Koopmann werde sich "pflichtgemäß mit dem Thema des Insolvenzverfahrens persönlich auseinandersetzen müssen". In der Tat schreibt Neckermann Verluste, und keiner der beiden Eigner Sun und Arcandor werde wohl weitere Finanzspritzen geben, schreibt Sommer.
Wie auch immer: Quelle hat letztendlich den Massekredit bekommen. Und weder Koopmann noch Sommer mögen sich zu der Angelegenheit äußern. Eine Aussprache zwischen ihnen hat es jedenfalls nicht gegeben.